Einen Abend lang wurde soziale Innovation gefeiert…
Bereich: Institut
Datum: 2. September 2010
Seine Geburtsstunde geht auf das Jahr 1990 zurück: Die erfolgreiche Einreichung des Projektproposals „Innovative Strategies for International Technology Transfer (ISFITT)“ im Programm COMETT II des 3. Rahmenprogramms für Forschung und Technologische Entwicklung der EG legte den Grundstein für das Zentrum für Soziale Innovation. 20 weitere Jahre und viele erfolgreiche Meilensteine lieferten den Impuls für einen feierlichen Rück- und Ausblick, der am 2. September dem Anlass gebührend in den MUMOK Hofstallungen mit zahlreichen Gästen im Rahmen eines zwei stündigen Programms sowie Unterhaltung und Tanz bis nach Mitternacht begangen wurde.
Die Menschen am ZSI
Univ.- Prof. Dr. Josef Hochgerner, der wissenschaftliche Leiter des ZSI, versammelte das nahezu vollständige ZSI-Team auf der Festbühne, um seiner Eröffnungrede ein Gesicht zu verleihen. Vielfältige multidisziplinäre Expertise, sechs verschiedene Nationaliäten, und neben den Arbeitssprachen Deutsch und Englisch weitere 16 gesprochene Sprachen vereint das ZSI aktuell mit seinen 63 MitarbeiterInnen und kann seit seiner Gründung auf etwa 300 „große und kleine“ erfolgreiche Projekte verweisen.
WegbegleiterInnen seit der Stunde Null
Ein besonderer Dank galt (und gilt) jenen, die das ZSI unterstützten, bevor ein „langer Record mit den Errungenschaften“ beim europäischen Rahmenprogramm und anderen AuftraggeberInnen im öffentlichen Bereich Kompetenz und Erfahrung nachweisen konnte. Zu den besonderen Hilfestellungen zählten jene der Universität für Bodenkultur, die in der Zeit des damaligen Rektors Univ. Prof. Dr. Leopold März aufgrund einer mehrjährigen Rahmenvereinbarung u.a. Einreichungen im 4. und 5. EU-Forschungsrahmenprogramm unterstützte.
Im Lauf der Zeit wuchs die Zahl der MitarbeiterInnen und änderte sich die Adresse des Instituts mehrmals, nicht aber die drei leitenden Prinzipien „kooperieren, riskieren und diversifizieren“ …
Das Motto des ZSI „Alle Innovationen sind sozial relevant.“ begleitete nicht nur den Abend durch alle Programmpunkte, sondern bestimmt auch die Zukunftsvision des Instituts: Bis zum Jahr 2015 sollen soziale Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft einen ähnlichen Stellenwert bekommen, wie ihn bisher nur wirtschaftlich verwertbare technische Innovationen in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Forschung haben. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass technische Innovationen weiterhin große Bedeutung in der Wirtschaft haben und Berufsleben, Alltag und Kultur weltweit maßgeblich beeinflussen werden, der dringendste und wesentlichste Innovationsschub des 21. Jahrhunderts aber auf gesellschaftlichem Gebiet notwendig wird.
Soziale Innovation ins Bewusstsein bringen
Das ZSI arbeite daran, so Jo Hochgerner, „öffentliche Ohren zu erschließen“, soziale Innovation zum Thema der Innovationsforschung und der Forschungspolitik zu machen. Dies bringt einige Aktivitäten an den Start, verriet der wissenschaftliche Leiter: 2011 sollen eine Summer School "Soziale Innovation in Wissenschaft und Praxis" (im Rahmen des gemeinsam mit den Instituten FORBA und SORA durchgeführten Graduiertenprogramms SOQUA - Sozialwissenschaftliche Berufsqualifizierung), und eine große internationale Konferenz in Wien stattfinden (Arbeitstitel "Social innovation in an integrated perception of innovation"). Längerfristig ist die Einrichtung einer "European School of Social Innovation" geplant.
Lange war das ZSI ein Vorreiter, bis das Thema seit 2000 zunehmend wichtiger wurde. Erst im Jahr 2000 kam es zur Gründung des Center for Social Innovation an der Stanford Universität in den USA (das weltweit zweite CSI), im Jahr 2004 entstand ein weiteres Centre for Social Innovation in Toronto, Canada. Mittlerweile gibt es mehrere ähnliche Organisationen auf allen Kontinenten.
Unmittelbar nach dem Amtsantritt hat US-Präsident Barack Obama angekündigt, ein Büro für Soziale Innovation im Weißen Haus einzurichten, wie MR Dr. Anneliese Stoklaska in ihrer Rede in Vertretung für BM Dr. Beatrix Karl, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, zu berichten wusste. Zeitgleich fand in Brüssel eine Dialog-Veranstaltung zur Förderung der sozialen Innovation mit dem Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, statt. Dabei sollten neue Mittel und Wege erkundet werden, wie der Bereich 'soziale Innovation' in der erneuerten Sozialagenda stärker gefördert werden könne.
Ein gemeinsames Thema
Ähnliches zur Aufwertung des Themas konnte auch der zweite Gratulant und Gastredner, Univ. Prof. Dr. Jürgen Howaldt, Technische Universität Dortmund, berichten. Erst kürzlich erschien ein umfangrreicher Sammelband „Soziale Innovation. Auf dem Weg zu einem postindustriellen Innovationsparadigma.“ , in der Reihe: Dortmunder Beiträge zur Sozialforschung, für den er gemeinsam mit Heike Jacobsen als Herausgeber verantwortlich zeichnet.
Es komme zu einem Perspektivenwechsel in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Innovationen. Alle Forschungsbemühungen knüpfen an Joseph Alois Schumpeter’s „Gründungsdokument“ zur Innovationsforschung an, das im Jahr 2011 hundert Jahre alt wird. Seither hat die Gesellschaft einen grundlegenden Wandel zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft erlebt, der auch “Konsequenzen für das Innovationsverständnis hat. Innovationen lösen sich aus dem engen Umfeld ökonomischer Prozesse und öffnen sich hin zur Gesellschaft.“ Im Mittelpunkt dieses Paradigmenwechsel des Innovationssystems stehen soziale Innovationen, also eine veränderte soziale Praxis. Daniel Bell, einer der bekanntesten Soziologen des 20. Jahrhunderts erkannte in seiner Analyse der nachindustriellen Gesellschaft eine Wirklichkeit, die durch die soziale Welt bestimmt ist. Sollte dies stimmen, so Howaldt, wäre das 21. Jahrhundert der Erforschung von sozialen Innovationen zu widmen.
Künstlerische & blumige Innovationen
Als Informance präsentierten Reinhold und Günter Wagnleitner anschließend “Jazz – die klassische Musik der Globalisierung”. Viele Schaffensjahre des Historikers Reinhold und des Jazzpianisten Günther Wagnleitner flossen ein in das Konzept dieser innovativen Annäherung an das Phänomen der kulturellen Globalisierung, in der die Musik eine besondere Rolle spielt. Die Informance der beiden Ausnahmekünstler lieferte ein unterhaltsames Beispiel für Transdisziplinarität und eine ebenso praktische wie kurzweilige Verbindung Wissenschaft und Kunst.
Eine blumige Innovation trug der Sponsor Gartenbox bei (das Team hat seine Wurzeln an der Universität für Bodenkultur in Wien). Es handelt sich dabei um formschöne Pflanzenarrangements in klassisch-eleganten Aufstellern, die der Jubiläumsfeier das „grüne“ Etwas schenkten. Das ZSI dankt bei dieser Gelegenheit seinem Sponsor.
Typ: Veranstaltungen des ZSI
Organisator: ZSI
Veranstaltungsort: MUMOK Hofstallungen
Tags: social innovation