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Smart Cities

5. Feb 2013

Städte mit hohem 'IQ' und vielen sozialen Innovationen

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Josef Hochgerner, Wissenschaftlicher Leiter des ZSI

In Zeiten wie diesen hat sowohl soziale Innovation wie auch alles, was ‚smart’ ist, Konjunktur: Ein Großteil der heute verwendeten Telefone ist smart; weltweit sind per Ende 2012 bereits rund 40% aller verkauften Mobiltelefone Smartphones, über die sich innerhalb des letzten Jahres das übertragene Datenvolumen verdoppelt hat. Die EU zielt gemäß der Europa 2020 Strategie auf nachhaltiges, inklusives und smartes Wachstum ab. Weiters wird smart specialisation für Regionen propagiert und gefördert, und findet seit einigen Jahren auch das Konzept der Smart City zunehmend Verbreitung und Akzeptanz.

Der erste weltweite Vergleich von Städten im Hinblick auf Innovation, Technologie und Nachhaltigkeit listet Wien vor Toronto, Paris und New York der so genannten „Smart Cities". Das von dem US-amerikanischen Klimastrategen Boyd Cohen erstellte und Anfang 2012 im Online-Magazin „Co.Exist" publizierte Ranking legte anerkannte Kriterien zugrunde und wertete sämtliche bestehenden Untersuchungen aus. Es bescheinigt der Stadt Wien - nach der mehrfachen Auszeichnung als lebenswerteste Stadt der Welt in der (Mercer Studie) erneut seine Vorreiterrolle in Fragen der Stadtentwicklung. In einem europäischen Vergleich von 70 Städten mit 100 000 bis 500 000 Einwohnern stehen Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz an 9., 10., 12. und 13. Stelle (ganz vorne liegen hier Luxemburg, Aarhus und Turku ).

Wie bei allen Rankings kann bzw. wird es andere Studien geben, die zu mehr oder weniger unterschiedlichen Ergebnissen kommen, aber offensichtlich schneiden österreichische Städte dabei sehr gut ab. Sind sie somit besonders ‚intelligent’ - aber was zeichnet smart cities tatsächlich aus? Das wissen besonders gut österreichische StadtforscherInnen, angeführt von Univ. Prof. Rudolf Giffinger von der TU Wien, der das Projekt zum Vergleich der europäischen Mittelstädte initiierte und leitete. Demnach zeichnet sich eine Smart City dadurch aus, dass sie in sechs charakteristischen Bereichen besonders gute, aus diversen Indikatoren gebildete Werte aufweist (grafische Darstellung: „Smart City Wheel“, Boyd Cohen, s. auch attm.):

  • Smart People – hohe Kreativität in einer inklusiven Gesellschaft, mit zeitgemäßer Bildung für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts
  • Smart Mobility – intermodale Verkehrssysteme mit Priorisierung nicht motorisierter Optionen und umfassender Nutzung von IKT
  • Smart Living – Betonung von kultureller Dynamik und Glück, Sicherheit und Gesundheit
  • Smart Environment – ‚grüne’ Gebäude, Energie und Stadtplanung
  • Smart Economy – Unternehmertum und Innovation, Produktivität und lokale ebenso wie globale Vernetzung
  • Smart Government – Ermöglichung von angebots- und nachfrageorientierter Politik, Transparenz und offener Zugang zu Daten, IKT und eGovernment

Städte werden nicht ‚intelligent’ durch Technologien alleine (sei es in der Verkehrs-, Gebäude- oder Energietechnik), sondern vor allem dadurch, wie Technologien entwickelt, eingesetzt und genutzt werden. Das wiederum hängt davon ab, welche sozialen Praktiken in den verschiedenen, hochkomplexen Teilsystemen einer Stadt dominieren: Damit sich Kreativität entfalten kann, kulturelle Dynamik entsteht, die Gesellschaft inkludierend (integrativ) wirkt und dafür geeignete Bildung erlangt wird, braucht es eine spezifische Innovationskultur, die soziale Innovationen ebenso hoch schätzt und fördert wie traditionell technische Innovationen unterstützt werden.

Soziale Innovationen schaffen neue Handlungsmöglichkeiten in den für Smart Cities relevanten Handlungsfeldern – für die Menschen, ihre Mobilität, Lebensbedingungen, Umwelt, Wirtschaft und den öffentlichen Sektor (Verwaltung und Regierung). In allen Sektoren wird zunehmend wichtig, was als ‚soziale Innovation’ definiert werden kann: Neue und erfolgreiche Praktiken zur Lösung von sozialen Problemen anzuwenden. In Analogie zu Schumpeter, der vor hundert Jahren Innovationen in der Wirtschaft als neue Kombinationen von Produktionsfaktoren beschrieb, können soziale Innovationen als neue Kombinationen von sozialen Praktiken aufgefasst werden.

Neue Praktiken, z.B. wie man gewohnt ist bzw. wünscht, sich in einer Stadt zu bewegen, können durch zivilgesellschaftliche Initiativen (etwa verstärkte Verwendung von Fahrrädern) entstehen, oder auch durch Verordnungen ‚von oben’ bewirkt werden, wie aktuell in Wien infolge massiver Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Neben völlig neuen Handlungsoptionen spielen sehr häufig Re-Kombinationen bestehender Praktiken eine wesentliche Rolle. So ist z.B. auch die Einführung des Citybikes (in Wien: 2003) eine soziale Innovation, die den Handlungsraum für Radfahren erweitert und damit zu einem Smart-City Konzept beiträgt.

In ähnlicher Weise können weitere Systeme im Sinn der Intermodalität verbunden werden, etwa das öffentliche Verkehrsystem mit einem ebenfalls öffentlichen Citycar, das sowohl im Zentrum wie auch in Außenbezirken Funktionen abdecken könnte, die bisher üblicher Weise dem individuellen Autoverkehr zugeschrieben werden (z.B. Einkaufsfahrten). Dafür bietet sich eine sozio-technische Innovation an, welche die Deutsche Bahn seit kurzem für die Ergänzung ihres innerstädtischen Verkehrs in Berlin testet. Die technische Attraktivität dieses Elektrofahrzeugs ‚Hiriko’ (baskisch für ‚urban’) besteht darin, dass es einerseits high-tech, andererseits in einfacher Modulbauweise ohne Erfordernisse einer Autoindustrie hergestellt werden kann, dass die Kleinheit am Parkplatz durch Falten und Kreisrotation am Stand noch gesteigert wird (s. Video, 1:30 Min). Sozial innovativ ist vor allem das Konzept, dass es nicht zur Diversifizierung des Autoverkehrs, sondern zur Ergänzung des öffentlichen Verkehrs konzipiert ist.

Wie in einem Vortrag beim GFF-Science Forum mit Frau BM Doris Bures ausgeführt, könnte Hiriko für Städte wie Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz ein nächster Schritt in Richtung ihrer jeweiligen Weiterentwicklung als ‚Smart City’ sein.

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Tags: smart city, social innovation