Print
News

Wie „funktioniert“ soziale Innovation?

16. Jan 2014

Editorial: Ein Kommentar von Anette Scoppetta, ZSI

9_editorial.jpgSoziale Innovation (SI) ist ein kooperativer und reflexiver Prozess, der eingebettet in eine zeitliche und örtliche Dimension von den handelnden Akteurinnen und Akteuren gesteuert und getragen wird. Kooperation und Reflexion sind wichtige Bestandteile, denn oft entsteht Innovation erst durch das Zusammenwirken von Personen in einem kreativen und lernfördernden Umfeld. Viele ZSI-Projekte fußen daher auf Kooperation und Reflexion, etwa anhand kritischer Fragen von außen, sowohl bei der Untersuchung als auch der Begleitung von sozialen Innovationen.

Den 4-i Prozesss von sozialer Innovation nutzbar machen
Das ZSI hat in den letzten Jahren wertvolle Erfahrungen in Lehre und Weiterbildung für soziale Innovation gesammelt: Dazu zählen eine Vielzahl an Seminaren, Vorträgen, Summer Schools (2012 in Wien: "Social Innovation in Europe and Beyond"; 2013 in Kolumbien: "Summer Course on Social Innovation") und Workshops (2013 in Kapfenberg: "Unternehmensentwicklung durch soziale Innovation"), vor allem aber auch die Curriculumentwicklung und Lehre im Master-Studium Soziale Innovation an der Donau Universität Krems (seit 2013).

Darauf aufbauend offerieren wir ab 2014 offene Trainingsangebote zu sozialer Innovation und gehen dabei von einem umfassenden Verständnis davon aus, wie soziale Innovation „funktioniert“, wie sie praktisch angedacht, implementiert, gemessen und gefördert werden kann. Wir vermitteln konzeptionelles Wissen zu sozialen Innovationen, das während des Trainings praktisch angewandt wird. Kenntnisse über die Entwicklung von sozialen Innovationen werden in einem strukturierten Lernprozess entlang des „4-i Prozesses von sozialer Innovation“ generiert.

Dieser Prozess beschreibt die unterschiedlichen Phasen der Entwicklung von sozialen Innovationen. Das erste „i“ steht dabei für die Phase der Ideenfindung ("Ideation"), in der die Probleme und der Innovationsbedarf identifiziert und Lösungsmöglichkeiten entworfen werden. Die Phase der Intervention (das zweite „i“) beschreibt die Konzeptualisierung, in welcher neben der Identifizierung und Einbindung von Akteurinnen und Akteuren in den Innovationsprozess das Pilotieren bzw. experimentelle Testen bedeutend ist. Das dritte „i“ steht für die Implementierungsphase, in welcher die Verantwortung einzelner Akteurinnen und Akteure im Innovationsprozess, das partnerschaftliche Zusammenarbeiten, die Nachhaltigkeit der sozialen Innovation und die Innovationsdiffussion eine Rolle spielen. Hinter dem vierten „i“ verbirgt sich das englische Wort  „impact“, also die Wirkungen der sozialen Innovation, zeit- und ortsabhängig, auf die verschiedenen Zielgruppen sowie die gesellschaftliche Akzeptanz von sozialen Innovationen.

Trainingsangebote für Unternehmen, öffentliche Verwaltung, Sozial- & Zivilgesellschaft
Unser neues Trainingsangebot unterstützt die Entwicklung sozialer innovationen in allen Sektoren der Gesellschaft:

  • Im Unternehmenssektor steht Innovation am Arbeitsplatz im Fokus. Die Trainingsmodule zeigen die Bedeutung für das Unternehmen und liefern praxisnahe Beispiele von Arbeitsplatzgestaltung und neuen Formen der Arbeitsorganisation.
  • Im Vordergrund des SI-Trainings für die öffentliche Verwaltung steht Public Innovation. Erneuerungen bei öffentlichen Dienstleistungen, Bürger/-innen-Plattformen und  „Innovation-Labs“ der öffentlichen Verwaltung sind praxisnahe Beispiele aus diesem Bereich.
  • Für Akteurinnen und Akteure der Sozialwirtschaft und der Zivilgesellschaft wird insbesondere der Open Innovation Ansatz aufbereitet, welcher die strategische Einbindung von Akteurinnen und Akteuren in den Innovationsprozess beschreibt.

„Social Innovation: Driving force of social change“ (SI-DRIVE)
Um Mechanismen, die zur Entwicklung und Implementierung von sozialen Innovationen in unterschiedlichen Kontexten dienen, noch umfassender zu begreifen, werden wir in einem EU-Forschungsprojekt im 7. Rahmenprogramm, das über vier Jahre läuft, mehr als 1000 soziale Innovationen dokumentiert und in abgestuften Prozessen ausgewählte Beispiele genauer untersucht. Das Projekt SI-DRIVE startete im Jänner 2014 und wird in Kooperation mit 25 Institutionen (15 Partner aus 12 EU-Mitgliedsstaaten und 10 aus anderen Teilen der Welt) unter der Koordination von der Technischen Universität Dortmund durchgeführt. SI-DRIVE erweitert das Wissen über soziale Innovationen in drei Richtungen:

  • Die Zusammenführung von Theorien und Forschungsmethoden zum besseren Verständnis von sozialen Innovationen, das zu einem umfassenden neuen Paradigma von Innovation führen soll.
  • Das Mapping von sozialer Innovation in unterschiedlichen sozialen, ökonomischen, kulturellen, historischen und religiösen Kontexten in acht Weltregionen.
  • Die Gewährleistung der Relevanz für politische Entscheidungen und die Praxis anhand vertiefter Analysen, Fallstudien in sieben Politikbereichen, regionalen Vergleichen, Zukunftsforschung und Gesprächsrunden mit Politikerinnen und Politikern.

Das Jahr 2014 startet somit für das ZSI mit zahlreichen Projekten und Angeboten rund um soziale Innovationen. Dabei betonen wir unseren strategischen Grundsatz:
Wissen über soziale Innovationen vertiefen und weitergeben und dabei wissenschaftliches und praktisches Wissen zu verbinden ist unser Alleinstellungsmerkmal. Trotz unseren nunmehr stattlichen 23 Forschungsjahren über soziale Innovationen können wir noch viel lernen. Zu unserem Erkenntnisinteresse zählen die zeitlich wechselnden Entstehungsgründe von sozialen Innovationen, die Ausprägungen durch die regionalen und kulturellen Unterschiede und Notwendigkeiten, die Erfolgsfaktoren und Hindernisse von Innovationen je nach Einbettung in das betreffende Akteursnetzwerk. Ein umfassendes Verständnis von sozialen Innovationen ist letztendlich die Basis für die Förderung von erfolgreichen Innovationen und unseren Beitrag zur Gestaltung von Innovationsprozessen und sozialem Wandel.

Viel Kreativität für 2014 wünscht
Anette Scoppetta, ZSI

Zur Person
DI Anette Scoppetta ist seit 2001 ZSI-Vorstandsmitglied und leitet den Bereich Arbeit & Chancengleichheit (A&C). Als anerkannte Expertin refereriert und berät sie zu Fragen in den Bereichen lokale Beschäftigung und Regionalentwicklung, Workplace Innovation und soziale Innovation, sektorenübergreifende Partnerschaften und Netzwerkbildung.
 

Verwandte Artikel:

Tags: social innovation, training