ZSI_Stimmen im März
19. Mär 2014
"Perspektive 2020 – Forschungskooperation mit Westbalkanstaaten
Erlauben Sie mir als Projektleiterin von WBC-INCO.NET einen Blick in die Vergangenheit – gesehen aus dem Jahr 2020: Der internationale Wettbewerb in Wissenschaft und Forschung wird seit Jahren härter und vielfältiger. Wir sind Zeugen einer sich schnell verändernden Gesellschaft und eines enormen Fortschritts in vielen Forschungsbereichen. Eine kleine Region, die vor einigen Jahren noch eher schwache wissenschaftliche Leistungen erbracht hat, spielt zurzeit überraschend bei den ganz Großen mit.
In den vergangenen 15 Jahren haben in der Forschungslandschaft der Länder des Westbalkans tiefgreifende Veränderungen stattgefunden – u.a. unterstützt durch verschiedene EU Forschungsprogramme. Die Veränderungen zielten in erster Linie darauf, die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu erhöhen. Sie haben schlussendlich auch dazu beitragen, die Leistungen von Hochschulen, Fakultäten und einzelnen WissenschaftlerInnen zu erhöhen und stärker als in der Vergangenheit an Wirtschaftlichkeitskriterien auszurichten. Die Begründung lag in dem auch international zunehmenden Wettbewerb um Studierende, WissenschaftlerInnen und Drittmittel. Eine beträchtliche gestiegene Anzahl innovativer Kleinunternehmen ist nur eines der Resultate dieser Veränderungen.
Die staatlichen Investitionen in Personal, Forschungsförderung und wissenschaftliche Einrichtungen tragen nun ihre Früchte: In diesen Monaten erlebt Bosnien und Herzegowina wieder eine große Zeit – 2019 ging endlich der Nobelpreis wieder nach Bosnien und Herzegowina – diesmal für Physik. Die regionale Exzellenzinitiative hat zu diesen Erfolgen beigetragen, sowohl die regionale, als auch internationale Wissenschaftskooperationen sind gestiegen. Die Anträge zeigten wie viel kreatives Potenzial die Länder der Region anzubieten haben. Dabei waren nicht nur die Fördermittel ausschlaggebend, sondern auch flexible Organisationsstrukturen und eine starke Qualitätsorientierung.
Die Region hat sich mittlerweile von der Massenemigration einer großen Zahl von WissenschaftlerInnen, IngenieurenInnen und TechnikerInnen in den 1990er Jahren erholt. Eine neue Generation von JungwissenschaftlerInnen ist herangewachsen und bringt neue Ideen und neue Impulse. Die Zusammenarbeit mit emigrierten ForscherInnen gehört nun zum Alltag, nicht zuletzt dank der zahlreichen nationalen und regionalen Programme, die die internationale Kooperation fördern...
Modernisierungsmaßnahmen für kreatives Potenzial
Eine schöne Vorstellung in einer nicht allzu fernen Zukunft im Jahr 2020, in der jedoch auch ein gewisses Maß an Realitätsfremde mitschwingt. Es ist kein Geheimnis, dass die Westbalkan Region viel kreatives Potenzial birgt, auch jetzt im Jahr 2014. Jedoch wie können die nationalen Forschungs- und Innovationssysteme so modernisiert werden, dass im Jahre 2019 tatsächlich ein Nobelpreis möglich wird?
Das WBC-INCO.NET Projekt hat in den letzten sieben Jahren die Zusammenarbeit mit und in den Westbalkan Staaten unterstützt und die Region näher an den Europäischen Forschungsraum herangeführt. Die letzten Aktivitäten werden nun vorbereitet: Die Konferenz „Towards 2020: New Horizons for RTD and Innovation in the Western Balkan Region“, findet am 27. und 28. März 2014 in Wien statt. Hier wird eine Abschlusspublikation mit Projektresultaten präsentiert, die ebenfalls zukünftige regionale Perspektiven 2020 diskutiert. Die Konferenz bietet ein Umfeld, in dem neue Partnerschaften für die Zusammenarbeit in Horizon 2020 aufgebaut werden, nicht zuletzt durch die Veranstaltung einer Kooperationsbörse.
Die Region verdient nach wie vor unsere Aufmerksamkeit, denn trotz vieler Probleme in den Forschungs- und Innovationsystemen der Region, ist Exzellenz auch hier kein Fremdwort."
Ines Marinkovic, Projektleiterin, F&E, ZSI
Das Projekt WBC-INCO.NET lädt zur Abschlussveranstaltung in Wien am 25.-26. März 2014 ein.
"Evaluierung als Werkzeug für bessere Forschungsfördermaßnahmen: Fokus Südosteuropa
Wenn die öffentliche Hand Forschungsförderung betreibt, so verteilt sie die immer knappen Ressourcen nicht mit der Gießkanne, sondern muss Prioritäten setzen und unterschiedliche Fördermaßnahmen in einem Portfolio platzieren. Forschungspolitik und eigens geschaffene Gremien stimmen die Fördertöpfe aufeinander ab. Dies passiert durch die Regulierung der möglichen Förderempfänger, die Förderbedingungen und thematische Schwerpunktsetzung. Das kann wie im Falle Österreichs sehr erfolgreich sein und führt z.B. zu wirtschaftlich nutzbaren Forschungsergebnissen, zu besserer Zusammenarbeit etwa von Universitäten und Firmen sowie zu mehr Beschäftigten in innovativen Betrieben, die Ergebnisse verwerten.
Da öffentliche Forschungs- und Innovationsfördermittel per se beschränkt sind, wird mit Hilfe von Evaluation die Wirkung und der Nutzen öffentlicher Gelder, gleichzeitig die Funktionalität der Förderprogramme festgestellt. Ein Prozess, der in Österreich seit 20 Jahren die Förderlandschaft mitbestimmt. Dazu leistet die österreichische Plattform für Forschungs- und Technologiepolitikevaluierung fteval einen wesentlichen Beitrag.
Was passiert in Ost- und Südosteuropa?
Im Rahmen des vom ZSI koordinierten Projekts EVAL-INNO wurden mit fünf weiteren Partnern aus der Region (Bulgarien, Griechenland, Ungarn, Montenegro, Serbien) die wichtigsten Kompetenzen für Evaluierung in der Forschungs- und Technologieförderung entwickelt. In den Ländern gibt es wenige potente Forschungsförderungsinstrumente oder sie sind chronisch unterfinanziert und zeigen kaum messbare Wirkung. Das Werkzeug “Evaluierung“ setzt hier an; es kann die Funktionalität der Maßnahmen überprüfen und Empfehlungen entwickeln, welche (radikalen) Änderungen in der Förderpraxis bessere Ergebnisse erzielen können. Evaluierung baut nicht auf einfachen Notenskalen auf, sondern bedient sich wissenschaftlicher Verfahren. Vergleichsgruppen werden gebildet, unterschiedliche EndnutzerInnen von Förderungen konsultiert und die Einbettung in das nationale Innovationssystem in aller Komplexität untersucht, um Empfehlungen zu entwickeln.
Zum Kompetenzaufbau wurden im Rahmen von EVAL-INNO Trainings für 125 FTI-EvaluatorenInnen in Südosteuropa organisiert, um die gängigsten Methoden weiterzugeben. Ein Schwerpunkt lag auch darin, Ministerien und Agenturen in Trainings einzubinden. Das erhöht die Nutzung von Evaluierungsempfehlungen in den nächsten Förderprogrammzyklen, gleichzeitig kann eine klare Programmgestaltung die Effizienz verbessern. Hier ist allerdings die Forschungspolitik gefordert, Empfehlungen ernst zu nehmen und auch ungern gesehene Konsequenzen zu ziehen.
Gemeinsam wurden Evaluierungsstandards entwickelt, die auf FTI-Maßnahmen in Südosteuropa fokussieren. Diese liegen in sechs Sprachen vor. Sie zeigen Prinzipien der Zusammenarbeit unabhängiger FTI- Evaluatoren mit den Ministerien und Agenturen, sowie die Funktion von Evaluierungen auf.
Leistungen für die Region
Der Aufbau von „FTI-Evaluierungskultur“ braucht Zeit und Kompetenzen in den Ländern. Die Nutzung von Evaluierungen lässt sich aufgrund der Politiknähe nicht von heute auf morgen überstürzt vorantreiben. Positiv ist die breite Nutzung von Evaluierung bei Ausschreibungen von Fördertöpfen. Es gibt auch vitale Ansatzpunkte und ein grundlegendes Verständnis die Programme und Fördermaßnahmen selbst zu evaluieren, mit dem Ziel die nationalen Forschungsförderprogramme und das Innovationsförderportfolio weiterzuentwickeln.
Am Ende des dreijährigen Projekts EVAL-INNO bringen wir die relevanten Ministerien und Förderorganisationen aus den 15 Ländern des Südosteuropa-Programms am 25.-26. März in Wien zusammen. Die Veranstaltung zeigt, dass gemeinsame Aktivitäten ein hohes Lernpotenzial haben, und gegenseitiges Lernen und Austausch zum Thema wichtig sind. Unsere Idee eine gemeinsame Evaluierungsplattform für den FTI-Bereich in der Region zu etablieren, ist einen weiteren Schritt vorwärts gekommen, trotz oder vielleicht auch gerade weil die Unterschiede in der Region so groß sind."
Martin Felix Gajdusek, Projektleiter, F&E, ZSI
Das Projekt EVAL-INNO lädt zur Abschlussveranstaltung in Wien am 25.-26. März 2014 ein.
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