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Mitarbeiterin im Porträt: Daniela Fuchs

25. Nov 2024

Daniela Fuchs ist seit Januar 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZSI.

Daniela Fuchs ist seit Januar 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich "Technik und Wissen" am ZSI. Nach dem Studium der Humanökologie und Geschichte (Universität Wien) war sie in der Technikfolgenabschätzung (ITA/ÖAW, Wien) tätig. Ihr PhD der Science and Technology Studies (Universität Maastricht) beschäftigte sich mit Fragen der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Technikentwicklung.

Daniela, Du warst an der Akademie der Wissenschaften beschäftigt, bevor Du ans ZSI gekommen bist. Gibt es eine Kontinuität in Deinen Forschungsschwerpunkten bzw. was hat sich stark verändert?

Ganz allgemein liegen und lagen meine Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Öffentlichkeitsbeteiligung im weiteren Sinne, verantwortliche Forschung und wissenschaftsbasierte Politikberatung, vor allem im Kontext neuer und emergierender Technologien.

So gesehen zeigen meine Forschungsschwerpunkte Kontinuität: die Fragen nach wissenschaftsbasierter Politikberatung und Partizipation bzw. Öffentlichkeitsbeteiligung im weiteren Sinn beschäftigen mich auch am ZSI. Was sich vielleicht verändert hat, ist, dass sich Öffentlichkeitsbeteiligung nun nicht mehr ausschließlich auf neue und emergierende Technologien bezieht, und meiner Arbeit stärker interventionsorientiert ist.

 Worüber hast Du Deine Dissertation geschrieben?

Grob gesagt darüber, wie Öffnungs- und Schließungsprozesse im Kontext neuer Technologien funktionieren - also, wer sich wann in die Entwicklung neuer Technologien einbringt bzw. einbringen kann, und in welcher Rolle bzw. Form. Das umfasst beispielsweise Fragen zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Expertise, genauso wie die Frage eines ‚richtigen‘ Zeitpunkts, um Veränderungen im Innovationsprozess anzuregen.

Welche zukünftigen Forschungsherausforderungen siehst Du in Deinem Fachgebiet als besonders zentral an?

Im Bereich neue Technologien werden uns sicher Fragen rund um Künstliche Intelligenz, ihre erhofften Potenziale und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen noch länger beschäftigen.
In Bezug auf Öffentlichkeitsbeteiligung bzw. Wissenschaft im öffentlichen Diskurstreiben uns Diskussionen um das ‚post-faktische‘ Zeitalter und ‚Wissenschaftsskeptizismus‘ um. Allerdings forsche ich zu beiden Themen aktuell nur am Rande. Vor allem in letzterem Kontext spielt eine klare Wissens- und Wissenschaftskommunikation eine große Rolle.

Womit wir zur Abschlussfrage kommen: Welche Rolle sollen und dürfen Forscher*innen Deiner Meinung nach in zivilgesellschaftlichen oder sogar politisch aufgeladenen Diskursen einnehmen? Oder anders gefragt: Wie weit möchtest Du dich diesbezüglich als Forscher:in rauslehnen, und wo siehst Du deine Grenze?

Hmm, eine Frage, die Bücher füllt und trotzdem noch nicht endgültig geklärt ist. Forscher*innen beziehen immer Position in spezifischen Diskursen, wie dem wissenschaftlichen, aber je nach Forschungsgebiet eben auch im allgemeinen öffentlichen Diskurs. Gerade in der öffentlich geförderten und projektbasierten Forschung ist man durch diverse Publikationsvorgaben wie Open Access ohnehin – und auch berechtigterweise - angehalten, zum öffentlichen Diskurs beizutragen, mindestens in Form von Projektberichten und Kurzzusammenfassungen, meistens aber ja in einer Vielfalt von Kommunikationsmedien. Dann stellt sich nur noch die Frage, in welcher Form das passiert und wen ich damit erreiche – oder auch, wofür von Seiten der Öffentlichkeit Interesse besteht.

Insofern ist die Formulierung des ‚weiten Rauslehnens‘ fast ironisch, weil ich in meinen Projekten immer öffentlich kommuniziere. Die Frage, die bleibt, ist jedoch: Zu welchen Forschungsfragen kann ich durch meine Arbeit spezifisch Position beziehen, zu welchen Fragestellungen habe ich wie konkret geforscht? Und dann die Möglichkeiten, aber eben auch die Grenzen meiner Forschung und ihrer Aussagekraft möglichst klar kommunizieren und reflektieren, also in Diskussionen transparent zu machen, auf welche Wissensbasis sich Aussagen beziehen. Diese Reflexion und Kontextualität halte ich für zentral, damit es eben kein ‚zu weites‘ Rauslehnen wird.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für deine spannenden Forschungsprojekte!