Anerkennung, Kompetenz und Information
Der wesentliche Grundgedanke des Projekts „Anerkennung, Kompetenz und Information“ ist, zur nachhaltigen Verbesserung der Situation der eingewanderten Roma-Bevölkerung in Österreich durch deren eigene Initiative beizutragen. Die Dürchführung des Projekts durch den Österreichischen Roma-Verband ist als Vehikel zu verstehen, um statt inkludiert zu werden, sich selbst aus eigener Initiative tiefer in den Kreisläufen der österreichischen Gesellschaft zu verankern, also im wahren Sinn des Wortes durch Aktivität zur Inklusion zu kommen.
Dieses Projekt hat drei wesentliche Aspekte: einen organisatorischen, einen inhaltlichen und einen Disseminierungsaspekt. In Hinsicht auf die organisatorische Komponente soll ein umfassender Transfer von (ESF-bezogenem) Administrationswissen von ZSI zu den beteiligten Vereinen stattfinden, speziell zu den Projektbeschäftigten aus der eingewanderten Roma-Bevölkerung und zwar durch gemeinsame tägliche Arbeit und gemeinsame Reflexion über die Prozesse und ihre Ergebnisse. ZSI hat viele Jahre an ESF Projekt- und Abrechnungserfahrung und kann daher helfen, Fehler zu vermeiden und die unvermeidlichen Lernkosten gering zu halten. Nach einem Jahr soll die administrative Verantwortung beginnen, sich stärker vom ZSI zum Roma-Verband zu verlagern. In diesem Zusammenhang sollen die folgenden konkreten Ziele erreicht werden: Entstehen von Wissen und Können der Projektaufsicht und Projektadministration sowie Entstehung von professionellem Können in der ESF-Projektabwicklung beim Österreichischen Roma-Verband, sodass der Verband in weiterer Folge in der Lage sein wird, selbständig administrativ komplexe Projekte abzuwickeln.
In Bezug auf die inhaltliche Komponente sind die Zielgruppe des Projekts die eingewanderten Roma und ihre Kinder. Beide Geschlechter werden gleichermaßen angesprochen. Bei den Altersgruppen wird ein Fokus auf Eltern und Kinder und einer auf Jugendlichen liegen, die in der Ablösung vom Elternhaus stehen. Für diese Gruppe wird das Projekt Akzente in den folgenden drei Bereichen setzen:
- Eine Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt sowie Beschäftigung von Personen, die entweder noch nie oder schon mehrere Jahre nicht beschäftigt waren.
- Eine Verstetigung der Beschäftigung und des Einkommens, also um eine Entprekarisierung im selbständigen ebenso wie im unselbständigen Bereich und um den Übergang in besser bezahlte Beschäftigung für die „Working Poor“.
- Eine Prävention von „Working Poor“ durch die Vermittlung der Vielfalt der Berufe, damit sie die Berufsfindung außerhalb des Bekannten unterstützen und fördern können. Hier werden auch Betriebe und Dienststellen stärker dazu animiert, Bewerberinnen und Bewerbern aus Romafamilien eine faire Chance zu geben und sie zu fördern.
Die inhaltlichen Aktivitäten des Projekts, die in drei Phasen gegliedert sind, werden die folgenden konkreten Ziele erreichen:
Phase 1: Bedarfe und Angebote
Erhebung von mindestens 30 Fallgeschichten von eingewanderten Roma, aus denen ersichtlich ist, auf welche Weise komplexe Problemlagen entstehen und überwunden oder auch vorbeugend vermieden werden. Anhand dieser Anzahl entsprechender Fallgeschichten wird größere Sichtbarkeit für die Ressourcen und Potentiale der eingewanderten Roma-Bevölkerung erzeugt. Zeitgleich werden die Beratungs-, Betreuungs-, Mediations- und Qualifizierungsangebote und ihre Nutzbarkeit durch eingewanderte Roma erhoben.
Phase 2: Entwicklung
Hier werden die Fallgeschichten aus Phase 1 als fiktive Beratungsfälle analysiert und Strategien herausgearbeitet, wie sie im Rahmen des bestehenden Angebots und der Ressourcen und Kompetenzen der eingewanderten Roma zu lösen gewesen wären. In dieser Phase werden auch die Kandidatinnen und Kandidaten für die Beraterstellen ausgewählt und durch Mitwirkung an der Fallanalyse sowie durch externe Ausbildung auf die Tätigkeit vorbereitet. Diese Personen könnten auch Schnuppertage und Praktika bei diversen Beratungseinrichtungen, mit denen in Phase 1 gute Kontakte geknüpft wurden, machen. Auf Basis der oben genannten Aktivitäten wird ein funktionsfähiges Case Management Angebot zentriert auf die Erhöhung und Verstetigung der gegenwärtigen und künftigen Beschäftigungsfähigkeit von Ratsuchenden oder ihrer Kinder errichtet.
Phase 3: Modelhafte Umsetzung und Optimierung
Diese Phase besteht aus den letzten 24 Projektmonaten, in denen die modellhafte Beratungspraxis erprobt und durch ständige Diskussion (mit der Steuerungsgruppe und in diversen Projektveranstaltungen) der laufenden Erfahrungen optimiert werden soll, sodass am Ende der Projektlaufzeit ausgebildetes Personal, eine funktionierende Infrastruktur und ein wachsender Bekanntheitsgrad in der Zielgruppe vorhanden sind.
Der Disseminierungsaspekt besteht in der Verbreiterung und Vertiefung des Informationsstandes einerseits über die in der österreichischen Gesellschaft bestehenden beruflichen Möglichkeiten und der Bedingungen, an die sie geknüpft sind, und andererseits über die vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen der eingewanderten Roma-Bevölkerung. In diesem Zusammenhang wird es in jeder der drei Phasen Veranstaltungen geben – insgesamt fünf – um die im Projekt gewonnenen Informationen breiter zugänglich zu machen, das Beratungsangebot bekannt zu machen und die Kompetenzen und Ressourcen der eingewanderten Roma-Bevölkerung zu beweisen. Zu einer Veranstaltung nach rund einem Jahr Projektdauer sollen auch Personen aus anderen EU Mitgliedsländern eingeladen werden, um über Stärken und Schwächen dortiger Maßnahmen zur Verbesserung der Stellung von eingewanderten Roma im Beschäftigungswesen berichten. Nach Möglichkeit sollen diese Personen selbst Roma sein.
Mitarbeiter/innen:
- Mag. August Gächter (Projektleitung)
- Lisa Bliberger
- Mag. Wolfgang Michalek
- Juliet Tschank, M.A.
- Eveline Zapfel
Bereich: Arbeit & Chancengleichheit
Partner:
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Tags: integration
Typ: Forschung
Programm: ESF
Projekt Status: Abgeschlossen
Einreichdatum: 06/2015
Laufzeit: 42 Monate
Von/Bis: 01/2016 - 06/2019