Kooperationen schaffen Netzwerke:
27. Jun. 2006
Europas Forschungslandschaft ist von Vielfältigkeit gekennzeichnet, und Arbeiten in Netzwerken gehört für EU-Forscher zum Alltag. "Anders sieht die Situation aber in den West-Balkanländern aus, denn dort besteht ein Vernetzungsnachholbedarf", erklärt Peter Mayr vom Wiener Zentrum für Soziale Innovation. Mayr ist als Koordinator für ein European Research Area-Net (Era-Net)-Projekt tätig.
Das Era-Net-Schema stellt im sechsten EU-Rahmenprogramm das Hauptmittel zur Unterstützung der Kooperation und Koordination von Forschungsförderprogrammen dar, die auf nationaler oder regionaler Ebene durchgeführt und finanziert werden. Durch diese Maßnahmen sollen die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Forschungs- und Technologiezusammenarbeit zusätzlich zum Rahmenprogramm erweitert werden.
Weißer Fleck West-Balkan
"Die Wichtigkeit der Vernetzung nationaler und regionaler Forschungsförderprogramme zeigt sich auch daran, dass in der EU 90 Prozent der Forschung über nationale Budgets und 10 Prozent durch die EU, etwa durch das EU-Rahmenprogramm, finanziert werden. Zu den national finanzierten Programmen zählen auch solche, die durch bilaterale Abkommen zustande kommen", so Mayr. Bei dem von ihm geleiteten Southeast European (See)-Era-Net-Projekt ist auch das österreichische Wissenschaftsministerium einer der 17 Partner. Ziel des Projekts ist es, die bestehenden und relevanten bilateralen Programme zu vernetzen, damit in Zukunft nationale Mittel, die für Länder des West-Balkans zur Verfügung gestellt werden, zielgerichteter eingesetzt werden können. Neben Österreich beteiligen sich an dem Projekt Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Rumänien, Serbien, Slowenien und Ungarn. Mayr: "Norwegen engagiert sich auch in dieser Region, und es werden Verhandlungen über eine Beteiligung geführt." Und weiter: "Zu Projektbeginn im Jahr 2004 fanden wir, dass der West-Balkan ein fast weißer Fleck auf der Wissenschaftslandkarte vom vierten bis zum sechsten EU-Forschungsrahmenprogramm ist. So war es als erster Schritt naheliegend, die viel wichtigeren, aber kleineren bilateralen Förderprogramme zu erforschen." Stand der Erhebungen ist, dass derzeit rund 70 Abkommen, im Rahmen derer die bilateralen Förderprogramme abgewickelt werden, in Planung und in Durchführung sind. "Knapp ein Viertel davon, nämlich 17 Programme, sind budgetär gut ausgestattet", so Mayr. Die Erhebung der Daten wurde gemeinsam mit ungarischen, bulgarischen und slowenischen Projektpartnern umgesetzt, da diese über traditionell gute Beziehungen zu den Ländern der Region verfügen.
Naturwissenschaften vorne
Als Nächstes wurden die Daten von derzeit geförderten wissenschaftlichen Einzelprojekten erhoben. Mayr: "Diese Projekte werden eben nicht von der EU, sondern durch die See-Era-Net-Partner und deren nationale Fördertöpfe finanziert." Derzeit sind die beteiligten Länder durch 70 bilaterale Abkommen vernetzt, 1.400 Einzelprojekte werden gefördert. "Die meiste Zusammenarbeit konnte in den Agrar- und insbesondere Naturwissenschaften, aber auch der Medizin, Ingenieurswissenschaften sowie Informations- und Kommunikationstechnologien festgestellt werden", erläutert Mayr. Ab November 2006 startet das See-Era-Net-Netzwerk von Ministerien ein Pilotprogramm, wobei einzelne dieser Förderprogramme zusammengeführt und eine gemeinsame Ausschreibung veröffentlicht wird.
Datum: 16.06.2006 , Quelle: Economy N° 12-06