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Ö1 Open Innovation Forum

12. Nov. 2013

EDITORIAL: Markante Ereignisse an einem wichtigen Tag für soziale Innovation in Österreich

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Am Vormittag des 24. Oktober 2013 fand im ZSI die zweite Jahresversammlung der European School of Social Innovation (ESSI) statt, der nunmehr neben dem ZSI u.a. die Donau Universität Krems und die Universität des Baskenlands (Bilbao) angehören. Am Nachmittag und Abend folgte im RadioKulturhaus Wien das von Radio Österreich 1 und ZSI veranstaltete "Ö1 Open Innovation Forum". Der 24.10.2013 markiert damit einen wesentlichen Meilenstein in der Wahrnehmung und Akzeptanz des Themas ‚Soziale Innovation‘ in der Öffentlichkeit. Dazu hat das ZSI als Kooperationspartner von Radio Österreich 1 (Wissenschaftsredaktion) im Lauf des Jahres und als Mitorganisator des Forums maßgeblich beigetragen. Ö1 ist für die Schaffung solcher Möglichkeiten von unserer Seite nicht nur zu danken, sondern vor allem dazu zu beglückwünschen, die traditionellen Grenzen des Mediums überschritten und mit der Arbeit am Jahresthema Open Innovation selbst sehr innovativ agiert zu haben: Nicht nur wurden Sendungen auf der Grundlage des öffentlichen Aufrufs, sozial innovative Projekte vorzuschlagen, interaktiv gestaltet; darüber hinaus ermöglichte das Open Innovation Forum im Anschluss an die Sendereihe Innovation.Leben (Juli & August) auch persönlichen Austausch und Netzwerkbildung.

Alle Einreichungen für Innovation. Leben können nach wie vor online aufgerufen und alle 27 Radio-Porträts der ausgewählten Beispiele nachgehört werden. Die Vielfalt von Themen, Vorgangsweisen und beteiligten Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft, von öffentlichen und privaten Organisationen, zeigt an, was als Titel der Abschluss- und  Reflexionsveranstaltung Open Innovation Forum gewählt wurde: Es entsteht die "Landkarte einer neuen Zivilgesellschaft". Diese ist nicht abgekoppelt von den Sektoren der privaten Wirtschaft und der staatlichen Institutionen, sondern kooperiert und ko-existiert mit diesen in verschiedenen Formen: Es kann sich um Ergänzung, Überlagerung, um Ersatz, oder auch um Kompensation von Defiziten handeln. Die konkreten Projekte reichen von Lösungen für unmittelbare Bedürfnislagen – etwa Kinder mit Lernschwierigkeiten – und Antworten auf strukturelle gesellschaftliche Probleme, z.B. im Bereich von Lebensmittelproduktion und Konsum, bis zu Versuchen, systemische Veränderungen im Bank- und Finanzwesen einzuleiten.

Viele dieser Projekte wurden ohne Vorstellung von ‚sozialer Innovation‘ begonnen, so wie es selbstverständlich immer schon soziale Innovationen ohne diese Begrifflichkeit gegeben hat. Dennoch macht es aus mehreren Gründen sehr viel Sinn, Projekte dieser Art zu definieren, sie auszuzeichnen und öffentlich bekannt zu machen:

  • Soziale Innovationen sind neue Praktiken und Verhaltensweisen, welche gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen; das wird umso dringlicher, je rascher und unübersichtlicher sozialer Wandel wird und sich Fragen nach Zielen und Folgen immer dringender stellen.
  • Technologien – und damit das gesamte Arsenal von etablierter Forschung, Entwicklung und industrieller Innovation – reichen nicht aus, um die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu bewältigen.
  • Gerade angesichts der bestehenden, durch Technologie, kommerziellen Erfolg und Kostenlogik bestimmten Innovationskultur bedarf es sozialer Innovationen, um Technologien und Technikfolgen auch nach gesellschaftlichen Maßstäben gestalten zu können.
  • Soziale Innovationen müssen daher ebenso hohen Stellenwert in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit bekommen, wie das technisch-wirtschaftliche Konzept von Innovation seit Jahrzehnten geschätzt und gefördert wird.

Jeder dieser Punkte rechtfertigt bereits für sich, dass soziale Innovationen öffentlich thematisiert, präsentiert und auch hinsichtlich Entstehung und Wirkungen reflektiert werden sollen. Insgesamt provozieren diese Beobachtungen aber die zentrale Frage, wie dem Bedarf an sozialen Innovationen entsprochen werden kann: Unter welchen Bedingungen entstehen soziale Innovationen, und wie können Voraussetzungen für erfolgreiche und wünschenswerte soziale Innovationen geschaffen werden?

Diesen Fragen war das vom ZSI im Rahmen der Kooperation mit Ö1 organisierten ‚World Café‘ am Nachmittag des 24. Oktobers (14:00 – 17:30) gewidmet. Unter dem Titel „Soziale Innovationen in Österreich und Europa – Wie schafft man Grundlagen und Infrastrukturen?“ nahmen an fünf Dialogrunden (Tischen) MitarbeiterInnen des ZSI, individuelle Mitglieder und VertreterInnen von institutionellen Mitgliedern der European School of Social Innovation (ESSI), sowie ca. 40 InteressentInnen teil, die zu einem Großteil Projekte aus der Reihe Innovation.Leben repräsentierten. Neben der Vernetzung zwischen den TeilnehmerInnen war es ein wichtiges Ziel des World Cafés, eine Bestandsaufnahme von Defiziten und Potenzialen in der bestehenden ‚Projektlandschaft‘ zu erreichen – und Vorschläge zur Behebung der Defizite zu erarbeiten.

Die Vernetzung kann als sehr gelungen betrachtet werden, auch die Analysen und Vorschläge der diversen Dialogrunden im World Café fielen sehr grundlegend und vielversprechend aus (siehe attachment). Die große und verbleibende Frage dazu ist selbstverständlich: Was geschieht damit, und wie soll es weiter gehen? Die Antwort kann (leider) – wie schon an Ort und Stelle gesagt – nicht lauten, dass das ZSI nun alle Vorschläge aufgreift und ‚abarbeitet‘. Dazu wären wir nicht in der Lage, und es würde auch dem grundsätzlich partizipativen Charakter der Entwicklung sozialer Innovationen widersprechen.

Woran wir in Zukunft arbeiten werden, ist vor allem:

  • Die Erstellung einer Datenbank mit Informationen über soziale Innovationen in Österreich, Europa und anderen Weltregionen. Das geschieht im Rahmen eines von der Europäischen Kommission geförderten Forschungsprojekts, das Anfang 2014 beginnt. Damit verbunden sind Analysen über die Art und Weise, Unterschiede und Ähnlichkeiten von sozialen Innovationen je nach Thematik, Arbeitsfeld und sozialen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen.
  • Ausbau der European School of Social Innovation (ESSI), und damit von Aus- und Weiterbildung zur Qualifizierung für soziale Innovation. Das reicht von einzelnen Seminaren oder Workshops zu sozialer Innovation für interessierte Zielgruppen in verschiedenen Berufs- und Wirtschaftssektoren, über temporäre ‚Summer Schools‘ und ähnliche Formate bis zum Angebot des akademischen Studiums Master of Arts in Social Innovation an der Donau Universität Krems.

Zur Person
Prof. Dr. Josef Hochgerner gründete 1990 das Zentrum für Soziale Innovation, für das er als wissenschaftlicher Leiter tätig ist.

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Tags: social innovation, societal challenges

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