Print
News

Editorial: Das ZSI verändert sich und bleibt was es ist.

19. Oct. 2014

im Oktober von Klaus Schuch, ZSI

 

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserin, werter Leser,

dieses Editorial des Newsletters des Zentrums für Soziale Innovationen ist erstmals nicht von Prof. Josef Hochgerner als langjährigen Leiter des ZSI verfasst. „Jo“ hat mit 66 Jahren beschlossen seinen verdienten Ruhestand anzutreten, und gleichzeitig auch wieder nicht, denn er bleibt uns als wissenschaftlicher Mitarbeiter und strategischer Berater erhalten, wofür ich ihm persönlich sehr dankbar bin. Es ist zwar eine wunderbare Herausforderung, aber eben auch keine einfache, in seine Fußstapfen zu treten und die Erfolgsgeschichte des ZSI weiterzuführen. Ich möchte mich aber auch von ganzem Herzen bei meinen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die mir den Einstieg in die wissenschaftliche Leitung des Instituts so unterstützend und wertschätzend bereitet haben.

Das ZSI verändert sich und bleibt was es ist. Das inkludiert unseren gelebten Anspruch kontinuierlich besser zu werden und noch schneller und bedarfsgerechter auf die Ansprüche unserer Kunden zu reagieren, ohne unseren reflektierenden und kritischen Anspruch, auch an uns selbst, zu kompromittieren. Denn nicht immer ist die scheinbar leicht verkäuflichste Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen und sozio-technische Problemstellungen die beste Antwort. Wir leben zwar in einer beschleunigten Zeit mit beschleunigten Politikzyklen, die noch dazu von marktschreierischen Moden überlagert werden, wollen aber als angewandtes sozialwissenschaftliches Institut keinen Aktionismus befördern, der Beweglichkeit vorgaukelt, während im Hintergrund die Trägheit der Strukturen und Rituale fröhliche Urstände feiert. Um zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen zu können brauchen wir robuste Erkenntnisse sowie evidenzbasierte, relevante, nachhaltige und inklusive Konzepte, die sich effektiv und effizient umsetzen lassen. Mit diesem Anspruch können wir uns auch nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft verschanzen, der einem mitunter hilft sich unangreifbar zu machen, oder sich gesellschaftlichen Diskursen und Verantwortung zu entziehen.

Ein Anspruch ist ein Anspruch und nicht mehr. Er ist noch keine gelebte Praxis, aber eine Praxis ohne Anspruch befördert Beliebigkeit, Herumwursteln  und im besten Fall „quick fixes“. Diese werden jedoch angesichts der komplexen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir in Europa, aber auch darüber hinaus konfrontiert sind, auf Dauer nicht ausreichen. Technische Innovationen werden noch wichtiger, aber sie werden ohne soziale Innovationen nicht genügen. Technische, ökonomische, soziale und ökologische Interventionslogiken müssen zunehmend kombiniert gedacht und implementiert werden. Sie bedürfen kritischer Begleitung und Evaluierung. Während durchaus benötigte Spezialisierungsgrade weit vorangetrieben wurden, auch und insbesondere in der Wissenschaft, liegen im Bereich der Inter- und Transdisziplinarität noch lange Wegstrecken vor uns. Damit verbundene Defizite bei den Anreizsystemen sind zu überwinden. Dazu bedarf es neuer Zugänge in Wissenschaft/Forschung/Technologie sowie zum Beispiel in der Sozialpolitik, um nur ein Politikfeld stellvertretend für viele andere zu nennen. Daraus werden sich aber auch Chancen für neue Allianzen und innovative wirkungskräftige Kombinationen ergeben, z.B. für Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften an (sozialen) Innovationen mitzuwirken aber auch für eine lang überfällige Nutzung der Kapazitäten der universitären und außeruniversitären Forschung durch intelligente Kooperationsformen.

Um unseren oben skizzierten Anspruch umzusetzen, müssen wir die am ZSI vorhandenen Potenziale und Ressourcen laufend heben und optimieren. In Zeiten öffentlicher Budgetkonsolidierungskrisen und engst kalkulierter Projektbudgets sind die externen Rahmenbedingungen dafür zwar nicht die Besten, aber auf bessere Zeiten zu hoffen ist keine kluge Strategie. „Aussitzen“ mag für andere eine (illusorische) Option sein. Wir werden am ZSI mit weiterem Ausbau unserer methodischen und prozessualen Kompetenzen, strukturierter Qualitätssicherung, vorausschauender Geschäftsfeldentwicklung und verstärkter Internationalisierung versuchen, unsere Hausaufgaben positiv zu meistern, um auch in Zukunft unsere Ansprüche schrittweise zu realisieren.

Dass wir mit heutigem Datum bereits zu fünf Vertragsunterzeichnungen für internationale Projekte, die aus dem höchst kompetitiven europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 gefördert werden, eingeladen sind, macht uns Hoffnung. Aber dazu ein andermal mehr.

Ich wünsche Ihnen, geschätzte Leserin und werter Leser, dass in diesem Newsletter für Sie vielleicht die eine oder andere interessante Information enthalten ist und freue mich sehr, wenn Sie uns weiterhin gewogen bleiben und wir gemeinsame Schnittstellen und Handlungsfelder zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen finden.

Ihr

Klaus Schuch

Wissenschaftlicher Leiter des ZSI

Zur Person
Seine Spezialgebiete umfassen die Themenfelder Innovationssystemforschung, internationale FTI-Kooperation sowie Evaluierung in den Bereichen Wissenschaft und Forschung. Klaus Schuch unterrichtet an der Universität Wien und im Lehrgang "Master of Arts in Social Innovation" (MASI), den das ZSI gemeinsam mit der Donau-Universität Krems (DUK) umsetzt. Von 2002 bis 2012 zeichnete Klaus Schuch als kaufmännischer Leiter des ZSI verantwortlich; seit 2012 ist er Geschäftsführer der österreichischen Plattform für Forschungs- und Technologiepolitikevaluierung (fteval).

Related Articles:

Tags: history of ZSI, social innovation, societal challenges

Sorry, this article is not available in your selected language.