Spannendes Rollenspiel zur öffentlichen Beschaffung beim Social(i)Makers-Treffen
4. Jun. 2018
Jedes Jahr vergeben öffentliche Auftraggeber*innen in Europa Aufträge in Milliardenhöhe. Die EU-Vergaberichtlinie hat den Spielraum geschaffen, neben den Preis (Billigstbieter-System) auch gesellschaftspolitische Kriterien wie die Beschäftigung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen - (Bestbieter-System) heranzuziehen. Beim Treffen der Social(i)Makers, einem EU-Projekt zur Förderung sozialer Innovation, an dem auch arbeit plus und das Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) beteiligt sind, haben sich im Social Impact Lab Berlin Ende Mai, Expert*innen aus ganz Zentraleuropa deshalb unter anderem über öffentliche Beschaffung von Sozialen Innovationen ausgetauscht. Besonders spannend war das Rollenspiel, in dem die Expert*innen die Herausforderungen und Perspektiven der unterschiedlichen Beteiligten öffentlicher Beschaffung selbst erleben konnten. Aus Österreich nahmen Felix Wohlgemuth und Judith Pühringer (arbeit plus), Peter Jakubitz und Barbara Glinsner (ZSI) teil.
Gemischte Teams
Gemischte Teams aus Mitgliedern des Political- bzw. des Technical Advisory Boards und externe Expert*innen spielten anhand eines realen Fallbeispiels für ein neues Kreativitäts-und Innovationszentrum in der Stadt Carpi (Region Modena, Italien) eine komplette Auftragsvergabe durch. Was sonst meist streng getrennt erfolgt (Auftraggeber*innen entwickeln und schreiben aus und Bieter*innen erstellen das Angebot auf diese Vorgabe hin) wurde hier mit wechselnden Rollen in drei Runden von beiden Seiten her „erfahren“.
Entwicklungsimpulse für Carpi
Konkret ging es darum, für die italienische Stadt Carpi einem interaktiven Prozess mit der Bevölkerung, den Bildungseinrichtungen und den Unternehmen ein Kreativitäts – und Innovationszentrum zu entwickeln. Bildungsferne und sozial benachteiligte Gruppen sollen hier ebenfalls miteingebunden werden und die Nutzer*innen der zu entwickelnden innovativen Lösungen sein. Carpi hat rund 71.000 Einwohner. Die Stadt ist ein lebendiges Zentrum der internationalen Modeerzeugung mit guten Ausbildungsangeboten, jedoch verändern sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Um seine Spitzenposition zu halten versucht die Stadt Entwicklungsimpulse zu setzen. Dazu soll ein nicht mehr gebrauchtes Industriegebäude am Rande der Stadt mit rund 2700 Quadratmeter Fläche genutzt werden.
Fruchtbarer Austausch
In der ersten Runde galt es, aus vier innovationsfördernden Vergabeverfahren das passende Vergabeverfahren auszuwählen: Vorkommerzielle Auftragsvergabe (PCP), Wettbewerblicher Dialog, Verhandlungsverfahren oder Innovationspartnerschaft. Zudem mussten die Eckdaten der Ausschreibung (Leistungen, Auswahl und Zuschlagskriterien und andere Rahmenbedingungen) festgelegt werden. In der zweiten Runde wurden dann auf diese Vorgaben hin von der jeweils anderen Gruppe Angebote entwickelt. Zum Abschluss wurden dann die Ergebnisse ausgetauscht und Vorschläge für die Stadt Carpi entwickelt:
Die vom Democenter-Sipe Foundation ausgezeichnet vorbereitete Case Study gab den Teilnehmer*innen guten Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven eines Ausschreibungsverfahrens und erbrachte eine Fülle von Ideen für die Gestaltung der Ausschreibung der Stadt Carpi. Eine durchaus nachahmenswerte Vorgangsweise auch für den Zukauf innovativer sozialer Dienstleistungen.
Gastautor (Text und Foto): Peter Jakubitz
Redaktion: arbeit plus und Barbara Glinsner
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