SiA
Science in Asylum
Problemstellung
Hochgebildete Flüchtlinge sind mit großen Schwierigkeiten bei der Jobsuche konfrontiert und werden zumeist in „Hilfsjobs“ gedrängt. Dies stellt nicht nur ein Problem für die betroffenen Flüchtlinge dar (es kommt zu einer Dequalifikation), sondern erhöht auch den Druck im Niedriglohnsektor des Asyllandes, in den diese Personen automatisch rutschen. Neben Problemen bei der Anerkennung ihrer Ausbildung und ihrer beruflichen Qualifikationen (Nostrifikation), stellen vor allem fehlende berufliche Kontakte sowie mangelhaftes kulturelles und lokales Wissen in Bezug auf das Asylland, die größten Hindernisse für arbeitssuchende Flüchtlinge dar.
Die Chancen für hochgebildete Flüchtlinge einen angemessenen Job in Österreich zu finden sind besonders niedrig. Österreich gelingt das Verwerten von im Ausland erworbenen Qualifikationen im Vergleich zu anderen OECD-Ländern sehr schlecht[1], wovon Flüchtlinge besonders betroffen sind.
Zielsetzung
Gerade in dieser prekären Situation möchte das Zentrum für Soziale Innovation auf seine langjährige Erfahrung in den Bereichen Migration, Ungleichheit sowie Forschungs- und Arbeitsmarktpolitik zurückgreifen, um so zu einer besseren Integration von geflüchteten WissenschaftlerInnen/Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt beizutragen.
Das Projekt „Science in Asylum“ möchte
- konkrete Informationen für hochqualifizierte Flüchtlinge zur Integration in den österreichischen Forschungsraum anbieten (durch eine Seminarreihe),
- Qualifikationen dieser Zielgruppe sichtbar machen (durch eine gemeinsame Publikation),
- Netzwerke bilden, um ein weiteres Mentoring für diese Personen zu ermöglichen (durch Peer Reviews und Mentorships).
Zielgruppe
Das Angebot richtet sich in seiner ersten Phase vorwiegend an WissenschaftlerInnen, die ein Doktorat/PhD bzw. mehrjährige Arbeitserfahrung an Hochschulen haben. Die Auswahl der TeilnehmerInnen erfolgt auf Basis des PhD sowie anhand etwaiger Publikationen. Prinzipiell können sowohl Asylberechtigte, als auch subsidiär Schutzberechtigte und AsylwerberInnen an diesem Programm teilnehmen. Durch die Teilnahme am Projekt kann die „verlorene Zeit in der Warteschleife“ sinnvoll und zielgerichtet für die Integration in den Forschungs- und Arbeitsmarkt genutzt werden.
Seminar
In einem alle zwei Wochen stattfindenden Seminar werden den TeilnehmerInnen Kenntnisse vermittelt und Hilfestellungen angeboten, welche ihnen bei der Verwertung ihrer Ausbildung und Berufserfahrung im österreichischen Wissenschaftssektor behilflich sein sollen.
Wöchentliche Vorträge zu Themen wie z.B.
- Österreichische Hochschulen und Forschungslandschaft
- Forschungsförderung in Österreich
- Nostrifikation in Österreich
- Vermittlung kulturspezifischer Erwartungshaltungen bei der Jobsuche von Hochqualifizierten
- Die europäische Forschungslandschaft
- Wissenschaftliches Entrepreneurship, Erstellung von Business-Plänen
- Angebote von EURAXESS Researchers in Motion
- Wissenschaftskommunikation in Österreich
- Etc.
sollen den geflüchteten WissenschaftlerInnen Hilfestellungen bei der Darstellung und Anerkennung ihrer Qualifikationen und beruflichen Kompetenzen bieten und eine bessere Orientierung bei der eigenständigen Suche nach Jobausschreibungen, Forschungsprojekten, Praktika und Ausbildungsmöglichkeiten ermöglichen. Im Rahmen des Seminars soll auch auf spezifische Bedürfnisse der TeilnehmerInnen eingegangen werden. Dies betrifft vor allem das Verweisen auf für sie wichtige fachspezifische Informationskanäle, Veranstaltungen und andere Angebote.
Die Hauptaufgabe der TeilnehmerInnen im Rahmen des Seminars ist das Verfassen einer kurzen wissenschaftlichen Dokumentation ihrer bisherigen Arbeit (10-15 Seiten) in englischer Sprache, welche ihre bisherige wissenschaftliche Tätigkeit illustriert. In diesem Prozess werden die TeilnehmerInnen betreut und das Projektteam führt eine kurze Review der Dokumentation durch. Basierend auf dieser Einstufung werden die Arbeiten der TeilnehmerInnen durch den Seminarbetreuer an etablierte österreichische WissenschaftlerInnen des jeweiligen Fachgebietes gesendet, welche diese dann ebenso reviewen und in ihrer Qualität einschätzen sollen. Die Wissenschaftler begutachten die Arbeiten auf freiwilliger Basis. Wenn beiderseitiges Interesse besteht, wird ein Kontakt hergestellt und die WissenschaftlerInnen beraten die Flüchtlinge im Zuge ihres Feedback (per E-Mail oder, falls möglich, auch persönlich) bezüglich weiterer relevanter Kontakte, etwaiger Arbeitsmöglichkeiten, Forschungsprojekte, Förderungen usw. Im Idealfall entsteht dadurch eine langfristige Mentor/Mentee-Beziehung zwischen den Seminar-TeilnehmerInnen und ihren jeweiligen Kontaktpersonen.
Nach dieser Review werden die Texte auf einer eigenen Internetseite sowie in einem Sammelband veröffentlicht. Diese Publikation soll den Flüchtlingen in weiterer Folge auch bei Bewerbungen und Jobinterviews helfen, da sie deren wissenschaftliche Tätigkeit illustriert und eine aktive wissenschaftliche Beschäftigung während des Zeitraums der Seminarreihe nachweist.
Die Vorträge, welche im Zuge der Seminare gehalten werden (siehe oben), sollen auch aufgezeichnet und als Video auf der Homepage des Projektes zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise können die TeilnehmerInnen die Inhalte nochmals im Detail ansehen, was bei Verständnisschwierigkeiten helfen kann und auch anderen Flüchtlingen, die nicht direkt am Seminar teilnehmen, die Möglichkeit gibt, dieses Informationsangebot zu nutzen. Bei Interesse können die Aufzeichnungen zu einer vollständigen online-Lehrveranstaltung ausgebaut werden. Ein solches Format wäre aufgrund seiner Flexibilität und großen Reichweite durch die Streuung im Netz ideal für die Verbreitung unter der erweiterten Zielgruppe, nämlich allen Flüchtlingen, geeignet. Falls Flüchtlinge später in die Seminarreihe einsteigen, stellen diese Videos und Unterlagen auch eine gute Möglichkeit dar, Informationen abzurufen.
Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen
Zusätzlich zum Seminar ist auch eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltungsreihe geplant, in denen hochqualifizierte Flüchtlinge Vorträge halten. Dieses Format soll Flüchtlingen, die in der Lehre erfahren sind, die Möglichkeit geben, die gewohnte Rolle des Vortragenden einzunehmen, und es soll zu einer besseren Vernetzung mit der österreichischen Wissenschaftsszene beitragen. Die Präsentation und Diskussion ihrer Arbeit ermöglicht es den Flüchtlingen wertvolles Feedback von FachkollegInnen und Studierenden zu erhalten und in direkten Kontakt mit Personen ihres Fachgebiets zu treten. Es wird versucht, WissenschaftlerInnen, einheimische Studierende, studierende Flüchtlinge sowie auch außerordentliche Hörer als Zuhörer zu gewinnen. Falls möglich, können Kooperationen mit der ÖH, Uni Wien-Alumni und MORE angestrebt werden.
Mitarbeiter/innen:
- Mag. Philipp Brugner, BA, cPM
- Magª. Elke Dall
- MA/ MMag. Teresa de Oliveira
- Mag. August Gächter
- Dr. Mag.ª Stefanie Konzett-Smoliner
- Mag. Ines Marinkovic
- M.A. Constantin Scherer
- Mag. Dr. Klaus Schuch
- Dipl-Übers. Carmen Siller
- Juliet Tschank, M.A.
Bereich: Institut
Noch keine Partner eingetragen
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Typ: Bildung
Einreichdatum: 10/2015
Projekt Status: Abgeschlossen
Von/Bis: 01/2016 - 12/2016
Laufzeit: 12 Monate
Webseite: http://www.scienceinasylum.org