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DerStandard: "Kein weißer Fleck" mehr auf der Forschungslandkarte

4. Apr. 2014

'Forschung Spezial' berichtete über drei ZSI-Abschlusskonferenzen mit Fokus Südosteuropa

standard.jpgvon Julia Grillmayer, erschienen am 2. April 2014

Der Beitrag ist auf der Webseite von DerStandard in der Rubrik Forschung spezial nachzulesen.

Länder wie Albanien, Bosnien, Montenegro oder Serbien haben mit der Schweiz eines gemeinsam: Sie gehören nicht der EU an. Was das nächste EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 betrifft, haben sie aber einen Vorteil gegenüber den Eidgenossen: Sie dürfen daran teilnehmen, die Schweiz kann das aufgrund des umstrittenen Ausländerreferendums derzeit nicht.

Im Bereich der internationalen Forschungs- und Innovationspolitik hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Südosteuropa und am Westbalkan viel getan, sagt Elke Dall vom Wiener Zentrum für soziale Innovation (ZSI). So lange ist nun das Zentrum in dieser Region schon aktiv. Die zugrunde liegende Devise dabei: "Wir sind alle kleine Länder und haben bessere Chancen, wenn wir zusammenarbeiten." Denn auch Österreich profitiere von einer gemeinsamen Forschungsstrategie. Es gehe um "Politikunterstützung", sagt Dall.

Drei EU-finanzierte Großprojekte des ZSI mit diesem zentralen Thema wurden vergangene Woche im Rahmen von drei Konferenzen in Wien abgeschlossen. Mit unterschiedlichen Herangehensweisen, Partnern und Schwerpunkten verfolgten die Wissenschafter dennoch das gleiche Ziel: die Balkanländer besser in den europäischen Forschungsraum einzugliedern.

So hatte man sich mit dem Projekt "Evalinno" für sechs Jahre die Aufgabe gestellt, in sechs Ländern und sechs Sprachen Maßnahmen zur Evaluierung von Forschung und Technologie zu erarbeiten und zu schulen. "Das war ein sehr wichtiger Bildungsprozess für jene Länder, die in dieser Hinsicht noch weniger reif sind", sagte Lena Tsipori, Evaluatorin und Wirtschaftswissenschafterin in Athen. Derzeit sei sei eine Onlineplattform in Arbeit, auf der verschiedene Evaluierungstools zu Verfügung gestellt werden.

Das EU-Projekt "Forsee" setzte auf einen realistischen Ausblick auf das, was kommen kann. Diese Methode heißt "Foresight": Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung sei zu rasant, als dass Experten und Politikberater ohne weiteres mithalten können, sagte Dietmar Lampert vom Bereich Technik und Entwicklung des ZSI und einer der Projektleiter.

Daher fragte man Personen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über ihre Erwartungen und Ideen für die Zukunft.

Lampert bemüht Metaphern: Die Befragten seien wie Sensoren, die eine Zukunftsvision einfangen. Stelle man ihre Vorstellungen der vorhersehbaren Entwicklung gegenüber, so kristallisieren sich Richtlinien heraus, wie man aus Visionen Realität werden lassen kann. Offenheit sei ein zentrales Thema. Chancen für kleinere Unternehmen steigen, wo Daten frei zur Verfügung stehen, wo zum Beispiel Landkarten für App-Entwickler frei zugänglich sind.

*Regionales Zentrum *

Nun will man die Richtlinien nicht nur ausarbeiten, sondern so gut wie möglich auch umsetzen. Ein regionales Foresightzentrum sei angedacht. Denn die Methode mache nur Sinn, wenn sie regelmäßig wiederholt würde.

Das Projekt "wbc-inco.net" schließlich schuf eine Plattform zur Vernetzung von Forschern aus dem Westbalkan und der EU. Als das Projekt vor sieben Jahren startete, definierte man verschiedene Problemfelder: Einerseits gab es Bedarf für ein regionales Netzwerk am Balkan - auch deshalb weil während des Jugoslawienkrieges viele der Verbindungen abgebrochen sind, die nun wiederbelebt werden sollen. Damit die EU-Länder keinen "weißen Fleck auf der Landkarte umrahmen", sei aber auch hier eine bessere Integration notwendig gewesen, sagt Dall.

Bereits im vorigen EU-Forschungsrahmenprogramm FP7 waren einige Balkanstaaten beteiligt. Besonders erfolgreich war dabei Serbien. Die neuen Antragsteller könnten von Nischen im neuen Förderungsprogramm Horizont 2020 profitieren, sagt Dall. So biete sich für sie etwa der Schwerpunkt "Integration" im Kapitel "Gesellschaftliche Herausforderungen" an. Schließlich gehe es um Forschung mit, aber auch für und über den Balkan.

Während der drei Abschlusskonferenzen wurde ein weiteres EU-Projekt des Zentrums für soziale Innovation präsentiert, das im April starten wird: Mit "Danube-inco.net" soll wie mit den Vorgängerprojekten eine Strategie für Forschungs- und Innovationspolitik erarbeitet werden - diesmal aber nicht mit dem Fokus auf den Westbalkan, sondern auf den gesamten Donauraum.

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Tags: Balkan, evaluation, foresight, policy dialogue, Southeast Europe

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